(Quelle: ap-Meldung vom Dienstag, 27. Oktober 1998, 03:18 Uhr)
Countdown zu Boykott-Aktion gegen die Telekom
Initiatoren erwarten Beteiligung von mehr als 75 Prozent
Frankfurt/Main (AP) Wenige Tage vor der Boykott-Aktion von Internet-Surfern
gegen die Telekom haben die Initiatoren ihre
Forderung nach einem Sondertarif für Online-Verbindungen konkretisiert:
Ziel müsse ein Preis von einer Mark pro Stunde
oder höchstens 100 Mark im Monat sein. Auf den Internet-Seiten der Aktion
unter dem Motto «User gegen Wucher» läuft
unterdessen der Countdown bis zum kommenden Sonntag, an dem zu einem
ganztägigen Verzicht auf privates Surfen im
Internet aufgerufen wird.
"Wir erwarten aufgrund von Umfragen, daß sich 75 bis 93 Prozent der privaten Internet-Surfer beteiligen werden", sagte Initiator Thomas von Treichel am Montag abend der Nachrichtenagentur AP. Am Tag der Aktion wollen mehrere hundert Web-Anbieter ihr normales Online-Angebot durch eine Streik-Seite ersetzen, darunter auch der Verlag der Computerzeitschrift "c't-Magazin" (http://www.heise.de). Die Aktion wird inzwischen auch von anderen Gruppen und dem Berliner Internet-Provider Sireco unterstützt. In Berlin und anderen Städten sind Partys zum Internet-Streik geplant.
"Wir wollen eine faire Anpassung des Preises für Internetverbindungen und damit der breiten Masse sowie Schülern und Studenten den kostengünstigen Zugang zum Internet ermöglichen", erklären die Organisatoren im Verein DarkBreed in Karben bei Frankfurt am Main. Derzeit kostet eine Telefonverbindung von einer Stunde im Ortstarif an Werktagen tagsüber rund fünf Mark und etwas mehr als zwei Mark zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr. Bei einem Erfolg der Aktion schätzen die Veranstalter, daß der Telekom am Sonntag Einnahmen von 10,2 Millionen Mark entgehen werden.
Die Telekom AG gab sich vor der Protestaktion gelassen und erklärte, die derzeitigen Tarife seien angemessen. Allerdings werde über eine Neugestaltung von Spezialtarifen weiter nachgedacht.